Eine gute Beratung endet nicht mit der Anpassung des Hörsystems. Entscheidend ist, wie das Fachgeschäft den Kunden danach begleitet. Gerade in den ersten Wochen tauchen oft Fragen, Unsicherheiten oder neue Alltagssituationen auf, die im ersten Termin nicht sichtbar waren. Wer diese Phase aktiv betreut, zeigt nicht nur Kompetenz, sondern echtes Interesse am Wohlbefinden des Kunden.
Nachsorge ist deshalb keine reine Serviceleistung, sondern ein zentraler Baustein für Vertrauen, geringere Rückgaben und langfristige Bindung. Viele Kunden erwarten, dass sie auch nach dem Kauf nicht allein gelassen werden – und genau hier können Fachgeschäfte mit klaren Prozessen den Unterschied machen.
Praxisnahe Ansätze für die Nachsorge:
+ Erinnerungsservice gezielt einsetzen
Ziel: Den Kunden rechtzeitig an Nachkontrollen oder Servicetermine erinnern, ohne ihn zu überfordern.
Umsetzung: Erinnerungen per Telefon oder E-Mail verschicken, da diese Kanäle von älteren Kunden bevorzugt werden. WhatsApp oder SMS können als Zusatzoption angeboten werden, sollten aber nicht vorausgesetzt werden.
+ Regelmäßige Nachjustierungen anbieten
Ziel: Hörsysteme an den veränderten Alltag oder neue Hörsituationen anpassen.
Umsetzung: Nach einigen Wochen proaktiv einen Kontrolltermin vereinbaren. Dort nicht nur die Technik prüfen, sondern gezielt nach Erfahrungen fragen („Wie läuft es beim Einkaufen?“, „Wie ist es im Gespräch mit mehreren Personen?“).
+ Kundenfeedback systematisch nutzen
Ziel: Erfahrungen sichtbar machen und für die Weiterentwicklung nutzen.
Umsetzung: Nach jedem Service-Termin kurze Feedbackfragen stellen – mündlich oder per Karte. Ergebnisse in Teamrunden einbringen und Verbesserungen dokumentieren.
+ Langfristige Betreuung sichtbar machen
Ziel: Den Kunden das Gefühl geben, dauerhaft gut aufgehoben zu sein.
Umsetzung: Servicepläne klar kommunizieren („Wir sehen uns nach 3 Monaten, dann wieder nach 6 Monaten“). Auch kleine Anrufe zwischendurch („Wie klappt es mit dem neuen Hörprogramm?“) signalisieren Verlässlichkeit.
+ Zufriedenheit in Kundenbindungsprogramme überführen
Ziel: Kundenbeziehungen stabilisieren und Empfehlungen fördern.
Umsetzung: Regelmäßige Infobriefe oder Newsletter mit Tipps zum besseren Hören, Einladungen zu Infoveranstaltungen oder Hörtests. Damit bleibt das Fachgeschäft präsent – auch wenn gerade keine akute Anpassung ansteht.
Angehörige aktiv einbinden: Beratung als Gemeinschaftsaufgabe
Hörverlust betrifft nie nur den Einzelnen – er verändert ganze Kommunikationssituationen im Familien- und Freundeskreis. Wer das im Fachgeschäft erkennt und Angehörige bewusst einbezieht, steigert die Akzeptanz für Hörsysteme und erleichtert dem Kunden den Alltag erheblich.
Viele Kunden berichten, dass sie erst durch den Druck oder die Hinweise von Partnern oder Kindern den Schritt ins Fachgeschäft gemacht haben. Umso wichtiger ist es, diese Personen nicht als „störend“ zu sehen, sondern als Ressource für eine bessere Anpassung.
Wie Fachgeschäfte Angehörige sinnvoll einbinden können:
+ Gespräche gemeinsam führen
Ziel: Verständnis auf beiden Seiten fördern.
Umsetzung: Bei der Bedarfsanalyse gezielt nachfragen, ob Angehörige mitkommen möchten. Sie können wichtige Alltagssituationen schildern („Beim Fernsehen wird es immer so laut“, „Am Esstisch geht viel verloren“). Diese Hinweise helfen, passende Hörprogramme einzustellen.
+ Alltagsübungen erklären
Ziel: Die Nutzung von Hörsystemen im Alltag erleichtern.
Umsetzung: Angehörige erhalten konkrete Tipps, wie sie den Einstieg unterstützen können – z. B. deutlicher sprechen, Blickkontakt halten oder bewusst ruhige Gesprächssituationen schaffen.
+ Verantwortung aufteilen
Ziel: Druck vom Kunden nehmen und gemeinsame Motivation schaffen.
Umsetzung: Angehörigen erklären, dass Hörsysteme eine Eingewöhnungszeit brauchen. Wer mit Geduld und Rücksicht begleitet, verhindert Frust und unterstützt den langfristigen Erfolg.
+ Erfolgserlebnisse gemeinsam feiern
Ziel: Positive Emotionen stärken.
Umsetzung: Kleine Fortschritte sichtbar machen („Sie verstehen jetzt beim Familienessen schon viel mehr“) und die Angehörigen mit einbeziehen. Das motiviert alle Beteiligten und erhöht die Zufriedenheit.
+ Angehörige als Multiplikatoren nutzen
Ziel: Empfehlungen und Weiterempfehlungen fördern.
Umsetzung: Wenn Partner oder Kinder den Unterschied miterleben, erzählen sie es weiter – und tragen so zur Reputation des Fachgeschäfts bei.
Beratungserfolg in der Hörakustik messen und dauerhaft sichern
Eine gute Beratung zeigt sich nicht nur im Verkauf, sondern vor allem in der langfristigen Zufriedenheit. Doch wie lässt sich Beratungserfolg sichtbar machen – und damit auch kontinuierlich verbessern? Fachgeschäfte, die hier systematisch vorgehen, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.