
audimus Zukunftsforum 2023
Rückblick
Zwischen Understatement und Hightech: Wie modernes Hörgerätedesign Beratung und Akzeptanz neu definiert
Noch vor wenigen Jahren galt: Je unsichtbarer das Hörsystem, desto besser. Sichtbarkeit war gleichzusetzen mit Stigmatisierung. Doch 2024/2025 zeigt sich ein neuer Anspruch: Hörsysteme dürfen sichtbar sein – wenn sie gut aussehen, zum Typ passen und mehr leisten als bloßes Verstärken.
Hersteller investieren zunehmend in die Gestaltung von Form, Farbe, Material und Zubehör – mit dem Ziel, Technik mit Persönlichkeit zu verbinden. Design wird damit zum strategischen Faktor für Akzeptanz, Tragekomfort und Kundenbindung. Für Hörakustiker ist das eine Chance: Wer die neuen Designkonzepte versteht, kann sie gezielt in der Beratung einsetzen – und Kunden emotional wie technisch überzeugen.
Der Wandel ist tiefgreifend – und nachvollziehbar. In den frühen 2000ern dominierten klobige Hinter-dem-Ohr-Geräte mit glänzenden Kunststoffgehäusen. Die Hauptfrage lautete: Wie bekomme ich das Gerät möglichst „versteckt“ ans Ohr?
Mit dem Aufkommen der Receiver-in-Canal-Technologie (RIC) und digitalen Plattformen verkleinerten sich die Systeme, wurden leistungsfähiger und verschwanden optisch zunehmend. Doch genau hier setzte ein neuer Trend ein: Kunden wollten nicht mehr nur Verstecken – sondern selbst entscheiden, wie sichtbar ihr Hörsystem sein darf.
Heute sehen wir eine neue Haltung: Wer hört, zeigt Stärke – und darf das auch nach außen tragen.
Design ist keine Geschmacksfrage allein – sondern ein Spiegel der Lebensphase, der Persönlichkeit und der Haltung zur eigenen Hörsituation. Für die Beratung heißt das: Designwünsche sind typabhängig.
Suchen moderne, cleane Designs – gern mit sichtbarem Statementcharakter. Sie schätzen Farben, edle Oberflächen und stylisches Zubehör. Für sie ist das Hörsystem Teil ihrer digitalen Lebenswelt.
Bevorzugen matte Oberflächen, hautnahe Farben, klassische Formgebung. Für sie ist das Design primär ein Mittel zur Unsichtbarkeit – es darf nicht nach „Gerät“ aussehen.
Wünschen sich schlichte Eleganz – hochwertige Materialien, dezente Farben, schlanke Form. Für sie ist wichtig, dass das Hörsystem seriös, neutral und hochwertig wirkt.
Wollen Individualisierung: Farbe, Material, evtl. Sondereditionen. Für sie ist das Hörsystem Accessoire und Technik zugleich – vergleichbar mit einer Brille oder Smartwatch.
Die Hersteller haben ihre Designlinien gezielt geschärft. Statt klinischer Optik sehen wir heute:
Design ist heute nicht mehr losgelöst vom System – es ist Teil der Nutzererfahrung.
Ein zentrales Element moderner Hörsysteme ist die Möglichkeit zur Personalisierung – und die wird aktiv nachgefragt. Folgende Optionen werden verstärkt angeboten:
Gerade bei jüngeren oder stilbewussten Kund:innen ist die Möglichkeit, das Gerät visuell auf den eigenen Stil abzustimmen, ein echtes Kaufargument.
Schlankes, fast randloses Design mit adaptiver Personal Sound Engine. Health-Tracking inklusive. Fokus auf Ergonomie und optische Zurückhaltung bei gleichzeitiger Hightech-Ausstattung.
Nexia mit minimalistischer Form, Auracast™-Streaming und App-Integration. Vivia RIC besonders diskret, aber mit starkem Klangprofil. Design bewusst neutral – perfekt für Alltag und Beruf.
Sportlich-dynamische Linie, leicht individualisierbar, starker Fokus auf Gruppengespräche. Integriert Signia Assistant für lernfähige Klangeinstellungen – verpackt in einem Design, das auffallen darf.
Ergonomisch geschwungen, futuristische Softshell-Ästhetik. 4D-Sensorik (Blick, Bewegung, Klangumfeld, Hörverlauf). Ein Gerät, das funktional ist – aber auch optisch „anders“ wirken darf.
Funktional, neutral, hochwertig. Keine Spielereien, dafür stark in der Haptik. Ideal für Kunden, die Wert auf Klang und Diskretion legen.
Geradliniges, robustes Design. Fokussiert auf Techniknutzen wie KI-Klanganpassung, Sturzerkennung und Gesundheitsfunktionen. Zielgruppe: Aktive, gesundheitsbewusste Menschen.
Leicht, kompakt, funktional. Design auf den Punkt gebracht: nicht zu sehen, aber da. Optimal für Menschen, die keine Kompromisse beim Komfort wollen – und möglichst wenig Technik „zeigen“ möchten.
Design endet nicht am Ohr. Ladeetuis, Apps, Fernbedienungen und Pflegeprodukte sind heute ebenfalls durchgestylt. Das bedeutet für den Kunden:
Diese Details beeinflussen die Gesamtwahrnehmung – und machen das System „rund“.
Design wirkt – oft unbewusst. Menschen fassen Vertrauen, wenn etwas gut aussieht, hochwertig verarbeitet ist und sich stimmig anfühlt. In der Beratung hilft:
„Darf man das Gerät sehen, oder soll es möglichst verschwinden?“
„Passt es besser, wenn es zur Brille, zur Haut oder zu Ihrem Stil passt?“
Wichtiger Punkt: Ablehnung eines Designs ist kein Desinteresse am Hören – sondern ein Hinweis, dass das Gerät nicht zum Selbstbild passt.
Ein modern gestalteter Beratungsraum mit gut platzierten Design-Mustern macht einen riesigen Unterschied. Unsere Empfehlung:
So wird Design zum Erlebnis – und zur Entscheidungshilfe.
Innovative Hörsystem-Designs 2024/2025 zeigen: Technik und Ästhetik gehören heute untrennbar zusammen.
Für Hörakustiker liegt darin ein riesiges Potenzial – nicht nur, weil Design berührt, sondern weil es zur Identifikation beiträgt. Menschen tragen, was sie schön finden. Und sie hören besser, wenn sie sich mit dem Gerät wohlfühlen.
Design ist keine Spielerei. Es ist Beratungskompetenz auf der emotionalen Ebene.